„Das, was Wissenschaftsfreiheit wirklich einschränkt, ist die Schere im Kopf der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, mit diesen Worten appellierte Görres-Präsident Professor Dr. Bernd Engler an die Wissenschaft, den Gefahren einer zunehmenden Ausrichtung am wissenschaftlichen Mainstream entgegenzuwirken. „Universitäten können sich gegen die Angriffe, die in der Öffentlichkeit auf die Wissenschaft wahrnehmbar sind, wehren, aber die tieferen Gefahren für die Wissenschaftsfreiheit sind weniger greifbar.“ Sehen Sie einen kurzen Ausschnitt aus dem Webinar links.
Der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Professor Dr. Joybrato Mukherjee, betonte, dass bereits während des Studiums den Studierenden deutlich gemacht werden sollte, dass sie Trägerinnen und Träger von Freiheitsideen sind: „Wissenschaftsfreiheit muss in die Curricula Eingang finden!“
Das Online -Seminar zum Thema „Wissenschaft und Freiheit: zwei Seiten einer Medaille?“ führte die Görres-Gesellschaft am Freitag, dem 9. Juli 2021 in Zusammenarbeit mit dem DAAD durch.
Eingeführt in das Thema hatte Frau Professorin Dr. Katrin Kinzelbach, Professorin für Internationale Politik der Menschenrechte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie stellte den von ihr mitentwickelten Academic Freedom Index (AFI) und seine Ergebnisse vor, den Sie hier abrufen können. Daran lässt sich die Entwicklung der Wissenschaftsfreiheit weltweit ablesen, beispielsweise die Einschränkungen in der VR China, aber auch positive Entwicklungen wie z.B. in Kasachstan.
DAAD-Präsident Mukherjee plädierte dafür, den Austausch auch mit „schwierigen“ Partnern weiterzuführen. Gerade die Wissenschaft sei dazu aufgefordert, den „Wandel durch Austausch“ zu betreiben. Er verwies darauf, dass der DAAD mit dem gerade gestarteten Hilde-Domin-Programm in ihren Heimatländern unterdrückte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (z.B. Belarus) durch einen Aufenthalt in Deutschland Schutz vor Verfolgung gewähren wolle.
In der anschließenden Diskussion der Ergebnisse, die von SWR-Redakteurin Esther Saoub moderiert wurde und an der sich auch die 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Webinar beteiligten, wurde unter anderem diskutiert, inwieweit auch in Deutschland die Wissenschaftsfreiheit bedroht ist. Der Academic Freedom Index gebe, so Professorin Kinzelbach, dafür keine Anhaltspunkte. Verhältnisse wie in den USA, wo an einigen Universitäten z.B. Klassiker der Literatur aus den Bibliotheken entfernt würden, sah Professor Engler nicht auf Deutschland zukommen. Die Gefahren für die Wissenschaftsfreiheit entstünden anderswo, beispielsweise in der eingangs erwähnten "Schere im Kopf".
Das Webinar wurde aufgezeichnet - Sie können es auf unserem YouTube Kanal hier abrufen.
Ein Exposé zur Veranstaltung finden Sie hier.