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11.10.22

11. Görres-Webinar zur Geschichte der FAZ: „Geschichte der Bundesrepublik in nuce“

„Die Geschichte der F.A.Z. ist so etwas wie die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in nuce. Alle wesentlichen Entwicklungen wurden von der F.A.Z. kommentiert, begleitet, bisweilen auch vorgedacht“, so Professor Dr. Peter Hoeres anlässlich des 11. Webinars der Görres-Gesellschaft, das am Dienstag, dem 11. Oktober um 19:30 Uhr stattfand. Hoeres, Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte der Universität Würzburg und Leiter der Sektion Geschichtswissenschaften der Görres-Gesellschaft, hatte im Jahr 2019 den Band "Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ", erschienen im Benevento-Verlag, vorgelegt.

Sie können einen Mitschnitt des Webinars im YouTube Kanal der Görres-Gesellschaft hier aufrufen

In seinen Ausführungen bezog er sich auf die Ergebnisse seiner Studie, die ihn auch zu Quellen der Redaktionsarbeit in der F.A.Z. führte. Frequenzanalysen von Schlagworten aus dem digitalen FAZ-Archiv der Jahre 1949 bis 2009 geben Hinweise darauf, welche politischen Themen in Debatten eine Rolle spielen, welche an Bedeutung gewinnen oder verlieren. Es zeige sich, so Hoeres, dass die Verwendung des Begriffs „Holocaust“ seit den 1980er Jahren immens zunehme, da er erst im Jahr 1979 in den öffentlichen Diskurs eingebracht wurde. Die Nennung von "Soziale Marktwirtschaft" nehme dagegen in den letzten Jahren eher ab. Nachweisbar sei beispielsweise auch, dass ab dem Jahr 2013 Bundeskanzlerin Merkel nicht mehr als "Frau", sondern nur noch als "Merkel" angeredet worden sei. 

Prägend für die FAZ sei ihre Unabhängigkeit in politischen und wirtschaftlichen Fragen. Dafür garantiere ein unabhängiges Herausgebergremiums sowie die Stiftung, die die FAZ trägt. Hoeres verdeutlichte den großen Spielraum, den die einzelnen Redakteure der FAZ dadurch hätten.    

Interessant sei die Entwicklung des Feuilletons der FAZ, das zunächst lediglich ein „Anhängsel“ des Politik- und Wirtschaftsteils gewesen sei und sich im Laufe der Zeit zur dritten Säule der FAZ entwickelt habe. Eine prägende Gestalt dieser Entwicklung sei Marcel-Reich Ranicki gewesen, dessen bisweilen auch schroffen und selbstbewussten Kommunikationsstil Hoeres am Beispiel eines Briefes an Hilde Domin verdeutlichte.  

Kritisch diskutierten Professor Hoeres und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Webinar die Rolle der FAZ in der heutigen Medienlandschaft. Vielfach erscheine die FAZ mittlerweile als Teil des „politischen Mainstream“ . Die Haltung der FAZ werde heute anders als in den 1980er Jahren wahrgenommen, als ein großer Widerspruchsgeist herrschte. Möglicherweise hänge diese Entwicklung auch mit der Rekrutierung junger Redakteure und Redakteurinnen zusammen, deren Verständnis von Journalismus die Gefahr berge, eher Missionar als objektiver Berichterstatter zu sein und in einer „Blase“ oder der eigenen „Echokammer“ zu denken und zu schreiben.

Die Reihe der Görres-Webinare wird in diesem Herbst fortgesetzt: am Dienstag, dem 15. November findet ab 19:30 Uhr das 12. Webinar der Görres-Gesellschaft mit dem Thema "Kriegschaos und Friedensordnung - was wir aus der Geschichte lernen können“ statt (Details hier). 

In der gleichen Woche findet am Donnerstag, dem 17. November bereits ab 17:00 ein digitales Seminar zum Thema Öffentlichkeit und Wissenschaft unter dem Titel "The Stage is Yours – Zur Bedeutung der Öffentlichkeit für die Wissenschaft" statt (Details hier). 

Anmelden können sich Interessenten unter der E-Mail Adresse verwaltung(at)goerres-gesellschaft.de 
Sie werden im Vorfeld den Zoom-Link rechtzeitig erhalten. 

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