„Die größte Geschichte aller Zeiten“ überschrieb Professor Dr. Harald Lesch, Wissenschaftsjournalist und Professor für Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München, seinen Vortrag, den er im Rahmen einer Gemeinschaftsveranstaltung der Görres-Gesellschaft und der Katholischen Akademie in Bayern in München am Dienstag, dem 28. November 2023, hielt. Mehr als 300 Zuhörerrinnen und Zuhörer waren der Einladung zu dieser Veranstaltung gefolgt.
In einem gewaltigen Spannungsbogen erzählte Harald Lesch die Geschichte des Universums, vom „Urknall“, der Bildung erster Galaxien, der Milchstraße bis hin zu unserem Sonnensystem mit der Entstehung der Erde. Er erläuterte die Dimensionen dieses Geschehens: Am Beispiel des Mondes, der durch den Aufprall des etwa marsgroßen Körpers, Theia genannt, entstanden ist, machte er deutlich, welch unglaubliche Zufälle dazu geführt haben, dass sich die Erde und das auf ihr entstehende Leben, zu dem System entwickeln konnte, wie wir es heute kennen.
Mit Blick auf das Zeitalter des Anthropozän mahnte Lesch, welchen Gefahren die Erde gegenwärtig ausgesetzt sei und wie sehr der Mensch mit seinen Aktivitäten das Leben bedrohe, etwa durch den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel.
Im anschließenden Gespräch mit dem Philosophen Professor Dr. Wilhelm Vossenkuhl reflektierten beide über das Spannungsverhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften. Die beiden Professoren kennen sich seit vielen Jahren auch über die Fernsehreihe „Die Großen Denker: Philosophie im Dialog“, aus der ein Buch entstanden ist. In dem Gespräch wurde deutlich, dass Theologie und Kirche angesichts der Bedrohungslagen des modernen Menschen eine große Rolle zukomme. So verwiesen sie auf die Enzyklika von Papst Franziskus „Laudator Si“. Im Anschluss an Hartmut Rosa wies Lesch der Kirche Bedeutung als einem "nicht-ökonomisierten Denkraum" zu. Konkret forderte Lesch, die gegenwärtiger Krise als „Kairos“ zu begreifen und die „Gelegenheit beim Schopfe zu packen“, Wege zu einer gerechteren Welt zu gehen.
Den Vortrag können Sie bei YouTube hier nachverfolgen, das anschließende Gespräch hier.
Der Abend war Bestandteil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Wissenschaftsjahres 2023 „Unser Universum“, dem die Veranstalter sehr herzlich für die Unterstützung danken.
Die Görres-Gesellschaft dankt der Katholischen Akademie in Bayern sehr herzlich für die Zusammenarbeit, die wir gerne in Zukunft fortsetzen!
Zum Hintergrund:
Das Universum fasziniert uns. Mit immer präziseren physikalischen Methoden lernen wir, immer tiefer in seine Vergangenheit, seine komplexen Mechanismen und Dimensionen vorzudringen. Je größer das Universum wird, umso kleiner kommen wir uns als Menschen vor, als „Staubkorn in den Weiten des Weltalls“. Dessen Entstehungsgeschichte wird immer faszinierender, je mehr wir wissen. Je weiter die Geschichte des Universums zurückreicht, desto mehr wird uns auch bewusst, wie kurz die Geschichte unseres eigenen Menschengeschlechts ist.
Als Menschen bleiben wir nicht einfach nur staunend vor den Erkenntnissen beispielsweise der Astrophysik stehen, diese wirken vielmehr zurück auf unser Menschen- und Gottesbild: Wird uns derzeit nicht zunehmend bewusster, was wir verspielen, wenn wir – etwa angesichts der globalen ökologischen Krise – die Zukunft der Erde aufs Spiel setzen? Entsteht gar eine neue Art von „Ehrfurcht“ gegenüber einer universalen Schöpfungskraft angesichts der gewaltigen Größe und der Zeitdimension des Universums?