Zu einem eindrucksvollen Görres-Abend war der Schriftsteller Martin Mosebach am Dienstag, 21. Mai 2019, nach Bonn gekommen. In der Aula des Collegium Albertinum las er vor mehr als 100 Besuchern aus seinem Buch "Die 21".
Im Anschluss an die Lesung fand sich Zeit für Fragen an und Diskussionen mit dem Autor, in deren Verlauf Martin Mosebach sehr plastisch über die Umstände seiner Reise nach Oberägyptem im Jahr 2017, seine Begegnung mit den Familien der 21 Märtyrer und die Geschichte der koptischen Christen und ihrer Liturgie berichtete. Bewundernd erzählte Martin Mosebach von der Renaissance der koptischen Kirche in den letzten Jahren und Jahrzehnten. So ging von diesem Abend auch ein Zeichen der Hoffnung für die Christen weltweit aus.
Informationen zu Buch und Autor:
Im Frühjahr 2017 reiste Martin Mosebach nach Ägypten. Er besuchte im Dorf El-Or die Familien der 21 koptischen Männer, die zwei Jahre zuvor von IS-Terroristen an einem Strand in Libyen ermordet worden waren. Er saß in Empfangszimmern, durch die die Schwalben flogen, und machte sich ein Bild: von den Madonnenbildern und Jesus-Porträts an den Wänden, den grob geschreinerten Reliquienschränken, von einer Lebenswelt, in der alles die Spiegelung oder Erfüllung biblischer Vorgänge ist. Immer wieder wurde ihm, umgeben von Kindern, Ziegen, Kälbern, auf einem iPad das grausame Propagandavideo des IS vorgeführt; er staunte über den unbefangenen Umgang damit. Von Rache war nie die Rede, sondern vom Stolz, einen Märtyrer in der Familie zu haben, einen Heiligen, der im Himmel ist. So erscheinen die 21 auf den neuen Ikonen gekrönt wie Könige. Er traf den Bischof und die koptischen Geistlichen der 21 Wanderarbeiter, besuchte ihre Kirchen und Klöster. In den Zeiten des Kampfes der Kulturen sind die Kopten als Minderheit im muslimischen Ägypten zu einem politischen Faktor geworden - und zu einer Art religiösen Gegengesellschaft. Damit ist dieses Buch auch ein Bericht aus dem Innenleben eines arabischen Landes zwischen biblischer Vergangenheit und den Einkaufszentren von Neu Cairo.
Weitere Erläuterungen zu dem Buch finden Sie <link file:2541 _blank download internal link in current>hier.
Martin Mosebach wurde 1951 in Frankfurt am Main geboren. Er hat 1979 das II. Staatsexamen abgelegt und lebt in seiner Geburtsstadt. Sein erster Roman, "Das Bett", erschien 1983; seither sind zehn hochgelobte, in mehrere Sprachen übersetzte Romane entstanden, dazu Erzählungen, Gedichte, Illustrationen, Essays über Kunst, Literatur und Architektur, über Reisen, religiöse, historische und politische Themen sowie Hörspiele, Dramen, Libretti (u.a. für die Salzburger Festspiele, die Oper Frankfurt, die Pariser Oper, SWR-Orchester Freiburg sowie das Freiburger Barockorchester) und Filmdrehbücher mit Rebecca Horn.
Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter den Heinrich-von-Kleist-Preis im Jahr 2002, 2006 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie 2007 den Georg-Büchner-Preis, Auszug der Begründung der Akademie: "Die Auszeichnung gilt einem Schriftsteller, der stilistische Pracht mit urwüchsiger Erzählfreude verbindet und dabei ein humoristisches Geschichtsbewußtsein beweist, das sich weit über die europäischen Kulturgrenzen hinaus erstreckt." 2013 wurde ihm der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung verliehen, 2015 erhielt er die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt.
Zu seinen jüngeren Veröffentlichungen zählen der 2010 erschienene Roman "Was davor geschah", die Essaysammlung "Als das Reisen noch geholfen hat" (2011) und der Roman "Das Blutbuchenfest" (2014). 2016 veröffentlichte er seinen jüngsten Roman "Mogador" sowie den Erzählungs-Band "Das Leben ist kurz" im Rowohlt Verlag, Reinbek. 2018 folgte der Reisebericht "Die 21".