Die Gesellschaft

Nachrichten der Görres-Gesellschaft

23.01.25

Deutsch-iranischer Politologe Ali Fathollah-Nejad: „Iran ist ein „Kaiser ohne Kleider“!“

Prof. Dr. Ulrich Schlie

Dr. Ali Fathollah-Nejad

Ates Gürpinar

Mit einer Vorstellung des das Buch “Iran - Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät” (Aufbau-Verlag, weitere Infos hier) des deutsch-iranischen Politologen Dr. Ali Fathollah-Nejad begann am Donnerstag, dem 23. Januar 2025, das Jahresprogramm der Görres-Gesellschaft. Die Veranstaltung wurde vom CASSIS-Institut der Universität Bonn und der Görres-Gesellschaft gemeinsam veranstaltet, rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten ein reges Interesse an diesem höchst aktuellen Thema. 

Professor Dr. Ulrich Schlie, Henry-Kissinger-Professor am CASSIS-Institut, führte in das Thema des Abends ein. Er erinnerte daran, dass die Buchvorstellung just zu einem Zeitpunkt veranstaltet werde, da Donald Trump erneut als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde. Das vorgestellte Buch beziehe sich auf die erneute Präsidentschaft Trumps ebenso wie auf weitere aktuelle Entwicklungen und sei „kaum aus der Hand zu legen“, so spannend und facettenreich lese es sich. 

Im Anschluss an die Ausführungen Professor Schlies stellte Dr. Ali Fathollah-Nejad einige zentrale Grundüberlegungen seines Buches vor. Im Iran sei ein „langfristiger revolutionärer Prozess“ zu beobachten, der zu einer zunehmenden Instabilität des herrschenden Regimes führe. Dazu trüge die zunehmend in die Defensive geratende Regionalpolitik des Irans bei, die Fathollah-Nejad mit dem Wort „Der Iran ist in der Region ein „Kaiser ohne Kleider““ paraphrasierte. Hart ging der Politologe mit dem Atom-Deal des Westens ins Gericht. Dieser habe letztlich dazu geführt, dass die iranische Politik noch expansiver als zuvor gewesen sei. 

Abgeschlossen wurde die Runde der Impulsstatements durch Ates Gürpinar, Bundestagsabgeordneter und Mitglied der Gruppe Die Linke. Er stellte angesichts einer verfehlten Iran-Politik die sog. „Feministische Außenpolitik“ in Frage, die just bei der Frage nach den Menschenrechten iranischer oppositioneller Frauen versagt habe. Grundsätzlich warf er die Frage auf, welche Rolle die „Werte des Westens“ in der Außenpolitik spielen, gerade in Zeiten eines US-Präsidenten Trump. 

In der anschließenden Podiumsdiskussion und im Gespräch mit dem Publikum wurden einige der angerissenen Themenfelder vertieft diskutiert. So konstatierte Fathollah-Nejad mit Blick auf die Regionalpolitik des Iran, dieser habe „seine Flügel verloren“, seine Einflusssphären bei der Hamas, der Hisbollah, in Syrien, dem Irak und Jemen gingen massiv zurück. Abschließend warf der Politologe die Frage auf, ob der Westen klug und willens genug sei, diese Schwäche auszunutzen und den Iran in seine Schranken zu weisen. Diese und weitere Fragen wurden im anschließenden Empfang weiter engagiert diskutiert.  

Die Görres-Gesellschaft dankt allen Beteiligten, insbesondere dem CASSIS-Institut mit Prof. Dr. Ulrich Schlie, für die Zusammenarbeit, die wir gerne fortsetzen! 

 

Zu dem vorgestellten Buch heißt es von Seiten des Verlags: 
Iran fordert die Weltpolitik heraus. Der Westen hat viel zu lange weggesehen und sich stattdessen für ein Atomabkommen gefeiert, das das Regime der Mullahs stärkte. Irans Raketenprogramm wurde ignoriert, ebenso die desaströse Menschenrechtslage und die massiven regionalpolitischen Ambitionen der »Achse des Widerstands«. Auch als daraufhin ein revolutionärer Prozess in Iran begann, änderte sich nichts an der strategischen Kurzsichtigkeit des Westens. 

Ali Fathollah-Nejad, einer der gefragtesten Iran-Experten Deutschlands, zeigt, welche Schuld die westliche Politik am ungebremsten Hegemonialstreben Teherans und der Eskalation im Nahen Osten trägt. Und er entwirft die Eckpfeiler einer Iran-Politik, die weder die Werte des Westens noch seine Interessen verrät – und dadurch nicht nur die Demokratiebewegung stärkt, sondern auch nachhaltig zur regionalen Sicherheit beiträgt. »Einer der wenigen, die ein gründliches, über die Schlagzeilen hinausgehendes und vorausschauendes Verständnis für Iran haben.« Florence Gaub, Autorin von  »Zukunft: Eine Bedienungsanleitung«

 

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