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Nachrichten der Görres-Gesellschaft

04.06.23

Interdisziplinärer Brückenschlag im Kloster Banz: "Kriegschaos und Friedensordnungen"

Prof. Dr. Christoph Kampmann

Prof. Dr. Ulrich Schlie

Jill Long

Darstellung zur Zukunft strategischen Denkens im Systemansatz. Nutzung der Grafik mit freundlicher Genehmigung von Jill Long.

Dr. Michael Hahn

Kloster Banz, Innenhof

Von einem "gelungenen Experiment" sprach Professor Dr. Christoph Kampmann, Professor für Frühe Neuzeit an der Philipps-Universität Marburg und einer der Protagonisten der Tagung "Kriegschaos und Friedensordnungen. Was wir aus der Geschichte lernen können". Die Veranstaltung fand vom 2. bis zum 4. Juni 2023 im Bildungszentrum Kloster Banz in Zusammenarbeit zwischen der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) und der Görres-Gesellschaft statt. Ziel war es, im interdisziplinären Dialog zwischen Geschichts- und Politikwissenschaften beispielsweise die Voraussetzungen für Friedensschlüsse (etwa am Bespiel des Westfälischen Friedens) zu identifizieren und zu diskutieren, inwieweit diese auch für die Konflikte unserer Zeit, inbesondere den Ukraine-Krieg, von Bedeutung sein könnten.

Sehr plastisch machte Christoph Kampmann zunächst anhand von drei Beispielen die Entstehung von Konflikten und Friedenslösungen in der Frühen Neuzeit deutlich. Er schilderte die Entwicklungen, die zu Kriegen führten und die Rahmenbedingungen für die Friedensschlüsse von London (1518), Münster / Osnabrück (1648) sowie Utrecht (1713). Faszinierend war es für die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem Seminar zu erfahren, welch immense logistische Herausforderungen beispielsweise mit dem Westfälischen Frieden verbunden waren. Diskutiert wurde die Frage, ob die Tatsache, dass mit den Niederlanden eine keineswegs neutrale Macht als Vermittlerin gewählt wurde, auch für den Ukraine-Krieg Bedeutung erlangen könnte. Gleichzeitig warnte Kampmann jedoch vor einer allzu leichtfertigen Übertragung des "Westfälischen Friedens" als einer Art "Blaupause" für die Jetztzeit.

Den Brückenschlag hin zur Gegenwart nahm im zweiten Teil der Tagung Professor Dr. Ulrich Schlie, Direktor des Centers for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) und Inhaber der Henry-Kissinger-Professur für Sicherheits- und Strategieforschung an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn auf. Ulrich Schlie blickte zunächst zurück auf Friedensschlüsse im 20. Jahrhundert, von den Pariser Vorortverträgen des Jahres 1919 weiter auf die Konferenz von Potsdam (1945) und die Charta von Paris des Jahres 1990. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, aber auch der Verschiebung der wirtschaftlichen, militärischen und technologischen Zentren in den asiatisch-pazifischen Raum, sprach Schlie von einer grundsätzlichen, globalen Machtverschiebung, die eine strategische Neuausrichtung Deutschland notwendig mache.

Abschließend berichtete die ehemalige Luftwaffenattachée an der US-amerikanischen Botschaft in Berlin, Jill Long, von ihren Erfahrungen in konkreten militärischen Einsätzen, beispielsweise in Afghanistan, sprach jedoch auch eindringlich über die Notwendigkeit einer stärkeren strategischen Ausrichtung, etwa bei militärischen Auslandseinsätzen. Dabei kommt es darauf an, so Frau Long, neben den traditionell linearen auch in Systemansätzen zu denken. Die nebenstehende Abbildung zeigt diesen Ansatz in grafischer Form.

Das detaillierte Programm der Tagung finden Sie hier. Einen Bericht über die Tagung von Seiten der HSS finden Sie hier.

Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Mitglieder des Jungen Forums der Görres-Gesellschaft und Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung, zeigten sich begeistert von diesem Parforceritt durch die Geschichte, der gleichwohl nicht oberflächlich geriet, sondern in seinem interdisziplinären Ansatz zahlreiche Gelegenheiten für fruchtbare Diskussionen bot. Der Dank der Görres-Gesellschaft gilt der Hanns-Seidel-Stiftung und Herrn Dr. Michael Hahn vom Referat für Politische Grundlagen, Demokratie und Werte. Gerne greift die Görres-Gesellschaft den Gedanken auf, auch im kommenden Jahr wieder eine gemeinsame Tagung im Kloster Banz durchzuführen.

 

 

 

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